Wir leben momentan in einer Zeit der Verunsicherung und sind fast täglich Gewaltdarstellungen in allen Medien, regional bis international ausgesetzt. Obwohl es bewiesen ist, dass unsere Zeiten so friedlich wie noch nie sind, entsteht durch stetige Terrorgefahr und politische Entwicklungen das Gefühl einer persönlichen Unsicherheit oder sogar Angst. Natürlich wird dieses Gefühl z.b in Duisburg-Marxloh, oder anderen Brennpunkten der Gesellschaft, präsenter erlebt als auf dem Land, aber dieses Gefühl verbreitet sich immer mehr.
Aus diesem Grund gibt es momentan sehr viele Angebote zum Thema Selbstverteidigung, die zum großen Teil recht zweifelhaft vermarktet werden und sich die Angst der Mitmenschen zunutze machen. Absolut zweifelhaft wird es wenn Selbstverteidigungskurse für Kinder angeboten werden, in denen suggeriert wird das sich Kinder gegen Erwachsene durchsetzen können. Das kann nicht funktionieren. Da kann es nur darum gehen präventiv Verhaltensweisen und Aufmerksamkeit für "komische" Situationen zu vermitteln.
Grundsätzlich ist der Wunsch eine effektive Selbstverteidigung zu lernen, erst einmal positiv zu bewerten. Es findet eine Auseinandersetzung mit dem Thema statt und bekommt Einblicke und Hilfen wie man/frau sich in bedrohlichen Situationen verhalten kann. Das stärkt das Selbstbewusstsein und natürliche Hemmungen werden durch viel üben überwunden. Es muss aber immer klar dargestellt werden das ein 4-6 wöchiger Kurs mit vielleicht 10-12 Std. Unterricht nicht ausreicht um die Techniken in einer lebensbedrohlichen Situation erfolgreich anzuwenden. Alles braucht sehr viel Zeit, Übung und Geduld bis die möglichen Abläufe so integriert sind das sie spontan, aus dem Unterbewusstsein abrufbar sind. Es kann immer nur ein Einstieg in das Thema sein. Nachfolgend ein paar Gedankenanregungen dazu, warum das so ist.
1. Die gelernten Techniken zu speichern ist eine Sache. Sie aber korrekt abzurufen und erfolgreich umzusetzen ist etwas ganz anderes. Wenige Trainingseinheiten in einer angsterfüllten Situation korrekt auszuführen, ist fast schon unmöglich.
2. Die Ausführung auf die potentiellen Ziele wie den Hals, die Augen, der Unterleib, Schienbeine, ect... erfordern die Überwindung der natürlichen Hemmschwelle in uns und erhöhen das Level der Gewalt dramatisch, sodass es bei halbherzigen Ausführungen dazu kommen kann, dass sich das Opfer danach in einer deutlich schlechteren Postion wie vorher befindet.
3. Den meisten Menschen widerstrebt es körperliche Gewalt einzusetzen. Diese natürlichen Hemmschwellen gilt es durch sehr viele Wiederholungen zu überwinden. Dem meisten Schüler mangelt es nicht an Kraft und Ausdauer, sondern am Willen und dem ausführen einer perfekten Technik.
4. Ein potenzieller Angreifer hat in der Regel ganz andere moralische Werte wie das Opfer und manchmal ausgeprägte Erfahrungen im Kampf. Er hat ein für das Opfer unverständliches Gewaltpotenzial das er auch durchzusetzen weiss. Wenn er dann noch Erfahrungen im Boxen oder anderen Kampfkünsten hat, wird es z.b. sehr schwierig ihn an Hals und Kopf zu erreichen und er weiss sich zu schützen.
5. Um das alles zu überwinden, sollte nach einem meiner Selbverteidigungskurse immer eine Fortsetzung des Trainings im normalen Karate Training gemacht werden, oder spezielle Stunden für Fortgeschrittene gebucht werden. Dann kann auch nach und nach ein Sparring Training hinzugefügt werden, um die nötige Sicherheit zu bekommen. In meinem Training lege ich sehr viel Wert auf gezielte Eingriffe in das gegnerische Energiesystem über die Vitalpunkte. Das hat den Vorteil sehr wenig Kraft zu benötigen um den gewünschten Effekt zu erbringen. Aber, es ist sehr viel Übung notwenig um die Techniken dann in einer Stresssituation, in der Bewegung korrekt auszuführen.
Diese Gedanken sollen dich nicht davon abhalten mit deiner Selbstverteidigung zu beginnen, sondern dich animieren dich darauf einzulassen um dein Selbstbewusstsein zu stärken.
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